Studiengang Lebensmittelchemie
Die Universität Stuttgart bietet seit dem WS 2012/2013 einen Bachelor-Studiengang Lebensmittelchemie an. Dieser neue Studiengang wird in Kooperation mit der Universität Hohenheim durchgeführt. Der Bachelor-Studiengang ist an der Universität Stuttgart, der Master-Studiengang ist an der Universität Hohenheim angesiedelt. Die Studienverlaufspläne finden Sie hier.
Wichtige Links
- Informationen zur Bewerbung und Prüfungsordnung
B.Sc. Lebensmittelchemie (Universität Stuttgart) - Allgemeine Informationen zum Masterstudium
M.Sc. Lebensmittelchemie (Universität Hohenheim) - Studienverlaufspläne B.Sc.+ M.Sc. Lebensmittelchemie
Die Lebensmittelchemie beschäftigt sich mit der Zusammensetzung von Lebensmitteln pflanzlicher und tierischer Herkunft und analysiert Veränderungen während der Herstellung und Lagerung. Neben der zentralen Aufgabe der Untersuchung und -kontrolle von Lebensmitteln, Futtermitteln, kosmetischen Produkten und Bedarfsgegenständen befasst sich das Fach auch mit Fragen der „Ernährung und Gesundheit“, d.h. mit den funktionellen Eigenschaften von Lebensmitteln und deren Inhaltsstoffen. Angesichts weltweit operierender Nahrungsmittelkonzerne und der globalen Verteilung von Grundnahrungsmitteln ergeben sich zunehmend neue Fragestellungen, z. Bsp. bezüglich gentechnisch veränderter Nahrungsmittel, Verunreinigungen durch Umweltgifte und der Beurteilung der Toxizität neuer Produkte.
Die Grundlagen der Lebensmittelchemie liegen insbesondere in der organischen Chemie und Biochemie, dennoch spielen auch die anorganische und physikalische Chemie eine wichtige Rolle (z.B. Mineralstoffe, metallionhaltige Komplexe, Enzymkinetik). Die analytischen Methoden zum Nachweis und zur Quantifizierung von Inhaltsstoffen umfassen die verschiedenen Bereiche der Chemie. Stellvertretend sind hier die Wasserbestimmung nach Karl-Fischer (Iodometrie, Anorganik), UV/VIS- und IR-Spektroskopie (physikalische Chemie) sowie enzymbasierte Methoden (Biochemie) genannt. Insbesondere die Entwicklungsfortschritte in der instrumentellen Analytik und den biochemischen Methoden führen zu stetigen Verbesserungen bei der Identifizierung und Quantifizierung von Inhaltsstoffen als auch zu sinkenden Nachweisgrenzen. Zudem spielen sie eine wichtige Rolle bei der Aufklärung bisher unbekannter Zusammensetzungen und Zusammenhänge. Zur umfassenden Qualitätsbewertung ist eine mikrobiologische Untersuchung von Lebens- und Futtermitteln sowie von Kosmetika und Bedarfsgegenständen unerlässlich.Für die Verarbeitung und Beurteilung pflanzlicher Lebensmittel sind grundlegende botanische Kenntnisse erforderlich. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass die Lebensmittelchemie interdisziplinär alle grundlegenden Bereiche der Chemie mit verschiedenen Aspekten der Biologie und Lebensmitteltechnologie verbindet.
Die ersten drei Semester sind von einer breiten und umfassenden naturwissenschaftlichen Ausbildung in Mathematik, Physik und Chemie geprägt. Vorlesungen und Praktika zu den Grundlagen anorganischer, organischer, physikalischer Chemie und Biochemie sowie pflanzlicher Systeme bestimmen den Stundenplan. Viele dieser Grundlagenmodule werden gemeinsam mit klassischen Chemikern absolviert. Im 3. und 4. Semester wird im Modul „Grundlagen der Lebensmittelchemie und -analytik“ ein erster Überblick über die Eigenschaften und Reaktivitäten von Lebensmittelinhaltsstoffen vermittelt. Es folgen Vorlesungen und Praktika an der Universität Hohenheim. Dort werden neben technologisch orientierten Inhalten zur Verarbeitung und Lagerung von Lebensmitteln auch Grundkenntnisse der Sensorik gelehrt. Zudem gibt es einen ersten Einblick in die rechtlichen Grundlagen zur Beurteilung von Lebens- und Futtermitteln sowie kosmetischer Produkte und Bedarfsgegenstände. Im 6. Semester wird der Studiengang mit der BSc-Thesis, welche sowohl an der Universität Stuttgart als auch der Universität Hohenheim angefertigt werden kann, abgeschlossen. Den Studienverlaufsplan für den Bachelorstudiengang finden Sie hier.
Um die Kenntnisse aus dem Bachelorstudiengang zu vertiefen und auszubauen wird im Anschluss der vier semestrige Masterstudiengang Lebensmittelchemie empfohlen. Dieser wird von der Universität Hohenheim in Kooperation mit der Universität Stuttgart angeboten. Es werden lebensmittelchemische, – analytische und rechtliche Inhalte vertieft und zusätzlich ein Überblick über die Toxikologie, Mikrobiologie und Verfahrenstechnik von Lebens- und Futtermitteln, Kosmetika und Bedarfsgegenständen gegeben. In umfangreichen laborpraktischen Übungen werden die entsprechenden praktischen Fähigkeiten vermittelt. Wahlmodule ermöglichen zudem den Erwerb spezialisierter Kenntnisse u.a. in den Bereichen der Biochemie und Bioverfahrenstechnik, Lebensmitteltechnologie, analytischer Chemie und Ernährungswissenschaften. Um die praktische Relevanz der Ausbildung zu stärken, beinhaltet der Studiengang ein mindestens vierwöchiges Forschungspraktikum und schließt mit einer praktisch orientierten Masterarbeit (6 Monate) ab. Den Studienverlaufsplan für den Masterstudiengang finden Sie hier.
Für das praktische Jahr auf einem Untersuchungsamt (Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt) ist der Masterabschluss eine zwingende Voraussetzung. Während dieser 12-monatigen Zusatzausbildung werden durch die Beurteilung von Lebens- und Futtermitteln sowie Kosmetika und Bedarfsgegenstände und der Anfertigung amtlicher Gutachten die rechtlichen Kenntnisse vertieft. Dieser Ausbildungsabschnitt schließt mit einer staatlichen Prüfung ab (3. Staatsexamen). Ausschließlich diese staatlich geprüften LebensmittelchemikerInnen sind als Sachverständige in der amtlichen Lebensmittelüberwachung sowie als Gegenprobensachverständige in Handelslaboratorien zugelassen.
Wie der Name eigentlich schon verrät, sollte neben den klar formulierten Zulassungsvoraussetzungen und Auswahlkriterien ein Interesse für Lebensmittel und Chemie vorhanden sein. Freude am interdisziplinären Lernen, Denken und Arbeiten, gepaart mit einer sauberen, präzisen Arbeitsweise im Labor und ein furchtloser Umgang mit analytischen Geräten sind nicht nur während dem Studium unabdingbar. Nicht alle dieser Eigenschaften bringt man am Anfang des Studiums mit – vieles ist ein Lernprozess – nichts desto trotz sollte man diesem gegenüber positiv eingestellt sein! Hier ein kleiner Vorgeschmack auf das Praktikum im Modul „ Grundlagen der Lebensmittelchemie und -analytik“:
Die Lebensmittelchemische Gesellschaft (LChG) hat aktuell die Broschüre "Lebensmittelchemiker - Experten für Lebensmittel und Verbraucherschutz" neu aufgelegt. Zu finden ist diese Broschüre auf der Seite der LChG unter "Publikationen" und thematisiert das Studium der Lebensmittelchemie und die Tätigkeitsfelder eines Lebensmittelchemikers.
Die Arbeitsgruppe Junge Lebensmittelchemiker (AgJLC) setzt sich für die Interessen des wissenschaftlichen Nachwuchses vor Ort ein und fördert die Kommunikation zwischen den Hochschulen. Auf der Homepage der AgJLC werden sowohl Informationen zur AgJLC selbst, aber auch zum Studium und dem Tätigkeitsfeld, gegeben.